Was die Live-Action-Serie „Avatar: The Last Airbender“ von Netflix über die Zeichentrickserie richtig macht

Aang steht in Avatar: The Last Airbender vor einem maskierten Zuko.
Robert Falconer / Netflix

„Avatar: The Last Airbender“ von Netflix ist weder eine rundum gelungene Adaption der gleichnamigen beliebten Zeichentrickserie noch eine völlige Enttäuschung. Es ist in jeder Hinsicht eine Verbesserung gegenüber M. Night Shyamalans oft kritisiertem Film „The Last Airbender“ aus dem Jahr 2010. Das liegt nicht zuletzt an der offensichtlichen Liebe und Bewunderung, die das Kreativteam hinter der neuen Live-Action-Serie für das animierte Ausgangsmaterial hegt.

Die Netflix-Show macht im Laufe ihrer acht Episoden viele Fehler, zeigt aber auch ein klares Verständnis dafür, was das Original „Avatar: The Last Airbender“ überhaupt so großartig gemacht hat. Trotz all ihrer Mängel macht die Serie letztendlich mehr richtig als falsch.

Eine lebendige Welt

Aang, Sokka und Katara reiten auf Appa in Avatar: The Last Airbender.
Netflix

Wenn es eine Sache gibt, die niemand zu Recht der Netflix- Serie „Avatar: The Last Airbender“ vorwerfen kann, dann ist sie farblos. Von den greifbaren Kostümen bis hin zu den CGI-Hintergründen ist die Serie geradezu farbenfroh. In fast jedem einzelnen Bild wirkt die Show wie ein zum Leben erwachter Zeichentrickfilm – einer voller leuchtender Orange-, Blau-, Rot- und Grüntöne, die größtenteils angenehm anzusehen sind, wenn auch gelegentlich grell. Auch wenn die Live-Action-Serie „Last Airbender“ nicht immer vollständig überzeugende oder gar schöne CGI-Darstellungen ihrer fiktiven Königreiche und Paläste liefert, fühlt sich ihre Welt dennoch auf Schritt und Tritt lebendig an.

Das Gleiche gilt natürlich auch für die ursprüngliche Zeichentrickserie „Avatar: The Last Airbender“ , die die Zuschauer in jeder Episode in eine Welt einlädt, die belebt, uralt und voller endloser Überraschungen und Details zu sein scheint. Ironischerweise erreicht die Adaption von Netflix nie ganz das immer noch erstaunliche Maß an Immersion des Ausgangsmaterials, liefert aber eine Live-Action-Interpretation der Welt von Last Airbender , die genauso lebendig und hell ist, wie sie sein sollte.

Eine liebenswerte Besetzung von Charakteren

Sokka, Katara und Aang stehen in Avatar: The Last Airbender gemeinsam in einer Arena.
Netflix

Was es auch 16 Jahre nach ihrem Ende noch so lohnenswert macht, die Originalserie „Avatar: The Last Airbender“ noch einmal zu besuchen, ist die wunderbare Kombination aus fantasievoller Weltbildung, rasanten Actionsequenzen und introspektiver Charakterarbeit. Zu keinem Zeitpunkt während der drei Staffeln ließ die Serie zu, dass ihre Charaktere inmitten des Spektakels oder der opernhaften Gesamtgeschichte verloren gingen. Trotz all seiner Fehltritte vermeidet auch Netflix‘ „Avatar: The Last Airbender“ diesen Fehler.

In der ersten Staffel der Live-Action-Adaption wird genauso viel Zeit in die Entwicklung der Hauptcharaktere investiert wie in die verschiedenen Königreiche und Versatzstücke. In den acht Episoden baut die Serie nach und nach die Vergangenheit und das Innenleben ihrer Helden und Bösewichte auf und geht sogar so weit, bestimmte Dinge über ihre Hintergrundgeschichten früher zu enthüllen, als dies in der ursprünglichen Zeichentrickserie der Fall war. Diese Entscheidungen zahlen sich alle aus, und dank ihres gut besetzten Schauspielerensembles gelingt es der Netflix-Serie, eine Reihe moralisch guter und schlechter Charaktere zu etablieren, mit denen sich die Zuschauer problemlos mehrere Staffeln lang beschäftigen könnten.

Eine epische, tragische Geschichte

Aang meditiert in Avatar: The Last Airbender auf einem Felsen.
Robert Falconer / Netflix

Eines der bemerkenswertesten Dinge an der Netflix-Adaption „Avatar: The Last Airbender“ ist, wie schnell sie sich direkt in die volle Tragödie der Geschichte des Ausgangsmaterials hineinversetzt. Die Serie scheut sich nicht vor den Schrecken des Feldzugs der Feuernation gegen die Nationen Erde, Wasser und Luft und zwingt Aang (Gordon Cormier), sich immer wieder mit den Folgen seines 100-jährigen Verschwindens auseinanderzusetzen. Die erste Staffel der Serie legt außerdem großen Wert darauf, die globale Reichweite ihrer Geschichte zu demonstrieren, indem sie zahllose, unterschiedliche Schauplätze besucht und genügend Nebencharaktere vorstellt, um einen umfassenden, beeindruckenden Panoramablick auf die fiktive Welt von „The Last Airbender“ zu bieten.

Manchmal scheint der erschreckend dunkle, düstere Ton der Serie nicht zu ihrer farbenfrohen Ästhetik und ihrem absurden Sinn für Humor zu passen. Die unvermeidlichen Budgetbeschränkungen führen dazu, dass einige Standorte auch viel schlechter aussehen als andere. Das Engagement der Serie, sowohl die Dunkelheit ihrer Geschichte als auch die ganze Größe ihrer Welt zu berücksichtigen, ermöglicht es ihr jedoch, das volle Gewicht und die dramatischen Herausforderungen von Aangs Reise wirkungsvoll zu vermitteln.

Die Live-Action-Serie „Avatar: The Last Airbender“ ist nicht so beeindruckend gut konstruiert wie ihr animierter Vorgänger. Insbesondere die häufig absurden Charakterdesigns und die überstürzte Handhabung bestimmter Handlungsstränge verhindern, dass der Film die Größe erreicht, die sich viele Fans erhofft hatten. Wenn die erste Staffel der Serie jedoch eines beweist, dann ist es, dass Netflixs „Avatar: The Last Airbender“ sowohl die Attraktivität als auch die Stärke seines Ausgangsmaterials versteht, was mehr ist, als man von vielen früheren Live-Action-Adaptionen Hollywoods sagen kann von Anime- und Zeichentrickserien und -filmen.

Staffel 1 von Netflix‘ Avatar: The Last Airbender wird jetzt gestreamt.