Erste Erfahrung mit Apple CarPlay Ultra: Es ist großartig, wird aber von den Autoherstellern „kollektiv boykottiert“

Fast gleichzeitig tauchten zwei völlig unterschiedliche Erzählungen über Apple CarPlay Ultra auf.
Einerseits gibt es erste Rezensionen von Medien wie The Verge und Top Gear. Nach dem Testen des Aston Martin DBX707 äußerten sich fast alle Medien positiv zur tatsächlichen Leistung von CarPlay Ultra. Sie sind überzeugt, dass das Erlebnis nahtlos und leistungsstark ist und einen wichtigen Fortschritt für Apples Fahrzeugsystem darstellt.
Andererseits enthüllt die Financial Times die düstere Geschäftsrealität. Der Bericht weist darauf hin, dass Mercedes-Benz, Audi, Volvo und andere Autogiganten, die einst als Partner von CarPlay Ultra galten, öffentlich ihren Widerstand gegen Apples Dashboard-Revolution zum Ausdruck gebracht haben.

▲Bild von: The Verge
Ein ideales Cockpit, das für sein Produkterlebnis hoch gelobt wurde, stößt in der Geschäftswelt auf starken Gegenwind. Was steckt dahinter?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst ganz von vorne beginnen und uns genauer ansehen, wie sich CarPlay Ultra in der Praxis anfühlt.
Eine Auto-Maschine-Revolution von Apple
Eine interessante Frage ist: Warum ist Aston Martin, der gerade massiv in die Entwicklung seines eigenen neuen Systems investiert hat, der erste, der CarPlay Ultra einsetzt?
Dies ist kein technischer Kompromiss, sondern ein kommerzielles Erwachen.

Aston Martin erklärte, dies sei eine direkte Reaktion auf die zentralen Nutzerbedürfnisse – Kunden hätten ausdrücklich danach gefragt. Besitzern mehrerer Luxusautos biete CarPlay ein markenübergreifendes „Gefühl der Vertrautheit“, was den Lernaufwand beim Wechsel zwischen verschiedenen Fahrzeugen deutlich reduziere und das Fahren mit jedem Auto erleichtere.
In der Praxis zieht sich diese „unmerkliche“ Integration durch den gesamten Prozess.

▲ Bild von: Motor1
Nach dem Starten des Fahrzeugs wird das System sofort aktiviert und eine Willkommensnachricht mit dem Namen „Hallo“ erscheint auf dem Bildschirm, ähnlich wie beim Einrichten eines neuen iPhones. Der Ladevorgang ist kaum spürbar, als wäre es die native Benutzeroberfläche des Fahrzeugs.
The Verge erwähnte, dass Sie CarPlay nicht beenden müssen, wenn Sie die einzigartigen erweiterten Audioeinstellungen des Originalfahrzeugs anpassen möchten. Das native Einstellungsmenü erscheint nahtlos in der CarPlay-Umgebung in Form eines Popup-Fensters. Sie können es verwenden und verlassen, um die Kontinuität des Erlebnisses zu maximieren.

▲ Bild von: The Verge
Diese tiefe wechselseitige Integration spiegelt sich auch in der Interaktion der physischen Tasten wider. Motor1 wies darauf hin, dass beim Drücken der Taste für das unterstützte Ausschalten in der Mittelkonsole eine Benachrichtigung in der CarPlay-Oberfläche angezeigt wird, die bestätigt, dass die Funktion deaktiviert wurde. Dies beweist, dass die Informationen zwischen dem Fahrzeug und dem System in Echtzeit übermittelt werden.

▲ Bild von: Motor1
Das Highlight dieses Upgrades ist die Innovation des Armaturenbretts. Es bietet eine Schaltlogik ähnlich dem Zifferblatt der Apple Watch. Über die Tasten am Lenkrad können Nutzer frei zwischen dem klassischen „Doppelscheiben“-Design von Aston Martin, minimalistischen Linien im Apple-Stil oder der Vollbild-Kartennavigation wechseln.

▲ Bild von: The Verge

▲ Bild von: The Verge
Apples Liebe zum Detail spiegelt sich auch in den Details wider. Top Gear stellte fest, dass das System beim Anschließen ihrer britischen iPhones automatisch die Temperaturskala von Fahrenheit auf Celsius umstellte und sogar die Schreibweise des Wortes „Favorites“ vom amerikanischen „Favorites“ zum britischen „Favorites“ änderte.

▲ Bild von: The Verge
Natürlich ist dieses neu veröffentlichte System nicht perfekt, und was wir bisher erlebt haben, ist noch eine Beta-Version. Motor1 stellte beim Testen fest, dass CarPlay Ultra auf dem neueren iPhone 15 reibungslos läuft, auf dem noch unterstützten iPhone 13 Pro Max jedoch eine „unerträgliche Verzögerung“ auftritt.
In Bezug auf das Kooperationsmodell hat Apple eine beispiellose Flexibilität bewiesen.
Berichten zufolge müssen Autohersteller für die Integration von CarPlay Ultra keine Lizenzgebühr an Apple zahlen, sondern lediglich ihre eigenen Integrations- und Entwicklungskosten tragen. Was Apple bereitstellt, ist eher eine Art „Werkzeugkasten“ oder „leere Vorlage“, die vom Entwicklungsteam des Autoherstellers entsprechend der eigenen Markenidentität und den Fahrzeugfunktionen gefüllt und angepasst wird.

▲Bild von: The Verge
Technisch gesehen ist CarPlay Ultra kein „Eindringen in die Fahrzeugdaten“, wie viele sich das vorstellen. Es ist eher ein leistungsstarkes Plug-in, das drei Technologien integriert: die Spiegelung des Mobiltelefons, die Darstellung lokaler Fahrzeuginformationen (wie etwa der Fahrzeuggeschwindigkeit) im Apple-Stil und die Möglichkeit, native Funktionen (wie etwa Rückfahrbilder) in die CarPlay-Oberfläche einzubinden.
Ein wichtiger Punkt ist, dass CarPlay Ultra nicht auf das zentrale CAN-Bus-Netzwerk des Fahrzeugs zugreift. Es empfängt lediglich passiv Informationen, die ihm vom Fahrzeug zugeführt werden, anstatt aktiv tief in das System einzudringen. In Bezug auf Daten haben Automobilhersteller und Apple eine klare Sicherheitsgrenze gezogen.
Aston Martin erklärte, dass es sich dabei nicht nur um eine geschäftliche Kooperation handele, sondern auch um ein „gemeinsames Lernen“. Apple könne sich ein tiefes Verständnis der komplexen Sicherheitsvorschriften für Autos aneignen, während die Automobilhersteller Apples beste interaktive Designkonzepte aus nächster Nähe kennenlernen könnten.

Letztendlich weisen all diese Erfahrungen und Kooperationsmodelle auf den wichtigsten und am leichtesten zu übersehenden Wert von CarPlay Ultra hin: die „Zukunftssicherheit“, die dafür sorgt, dass das digitale Erlebnis im Fahrzeug nie veraltet.
Dies ist ein häufiges Problem für Autobesitzer. Der Bordcomputer, der beim Neuwagenkauf noch reibungslos funktioniert, zeigt nach drei bis vier Jahren oft Ermüdungserscheinungen oder wird nicht mehr aktualisiert. Selbst wenn der Hersteller weiterhin OTA bereitstellt, zögert er oft, die Rechenleistung älterer Hardware zu berücksichtigen. Dies führt letztendlich dazu, dass neue Funktionen nicht mehr implementiert werden können und die alten Funktionen nicht mehr reibungslos funktionieren.
CarPlay Ultra ist jedoch anders und wird mit jeder iOS-Generation weiterentwickelt. Das bedeutet: Solange Ihr iPhone auf dem neuesten Stand ist, bleibt Ihr Autoerlebnis immer auf dem neuesten Stand.

▲ Bild von: Motor1
Dies ist zweifellos eine attraktive Lösung zur Werterhaltung eines wertvollen Autos, das Sie lange besitzen möchten.
Wenn Ihnen das nicht gefällt, können Sie natürlich auch das Autosystem von Aston Martin verwenden.
Ein Krieg um die Seele
Möglicherweise sind es nicht nur die Nutzer, die eine Meinung haben. In den Augen einiger Autohersteller könnte CarPlay Ultra ein potenzielles Risiko darstellen, das ihr Kerngeschäftsmodell untergräbt.
Wenn ein Produkterlebnis hervorragend genug ist, ist seine Auswirkung auf die Branche nicht mehr nur eine technische Frage, sondern eine geschäftliche Entscheidung im Zusammenhang mit der langfristigen Strategie des Unternehmens. Mit dieser Realität ist die globale Automobilindustrie nach der Veröffentlichung von CarPlay Ultra konfrontiert.

Letzte Woche wurde durch einen Bericht der Financial Times eine klare Boykotthaltung der etablierten Automobilhersteller öffentlich gemacht.
Europäische Luxusmarken wie Mercedes-Benz, Audi und Volvo haben klargestellt, dass sie keine Pläne haben, CarPlay Ultra zu integrieren. Ein leitender Angestellter von Renault forderte Apple sogar direkt auf: „Versuchen Sie nicht, in unser System einzudringen.“
Dahinter stehen zwei wesentliche Überlegungen der Automobilhersteller hinsichtlich ihrer zukünftigen Dominanz.
Erstens geht es darum, die Einzigartigkeit der Marke zu bewahren. Im Zeitalter softwaredefinierter Autos sind Armaturenbrett und zentrale Bedienelemente die wichtigsten Kanäle für Marken, um eine Verbindung zu ihren Nutzern aufzubauen und Differenzierung zu zeigen. Automobilhersteller investieren Milliarden von Dollar, um ein einzigartiges digitales Erlebnis zu schaffen. Daher können sie es nicht akzeptieren, dass diese zentrale Benutzeroberfläche durch den einheitlichen Stil von Apple ersetzt wird.

Zweitens geht es darum, das Kerngeschäft auch in Zukunft zu sichern. Die Automobilhersteller arbeiten intensiv daran, vom Hardware-Verkauf auf die Bereitstellung von Software-Abonnements, Funktions-Upgrades und anderen Diensten umzusteigen, um nachhaltige Einnahmen zu erzielen.
McKinsey-Partner Simon Middleton betonte: „Westliche Automobilhersteller versuchen herauszufinden, wie sie in einer Welt, in der die Autoverkäufe ihren Höhepunkt erreicht haben oder nahe daran sind, Wachstum erzielen können. Im hart umkämpften Premiumsegment versuchen sie zudem, sich zu differenzieren.“ Software und Dienstleistungen sind dabei die wichtigsten Wachstumstreiber.
Bei der Betrachtung dieser beiden Geschäftsmodelle gibt es ein tiefer liegendes Problem: Daten. Obwohl das Kooperationsmodell von Aston Martin klare Grenzen für Daten gezogen und Datenschutzprobleme gelöst hat, befürchten viele große Unternehmen eher den Verlust des Analyse-, Betriebs- und kommerziellen Werts von Benutzerdaten.

Infolgedessen stecken die Automobilhersteller in einem riesigen Dilemma.
Eine McKinsey-Umfrage aus dem Jahr 2023 verdeutlichte dieses Dilemma: Fast die Hälfte der amerikanischen Verbraucher würde auf den Kauf eines Autos verzichten, weil es CarPlay oder Android Auto nicht unterstützt. Und nicht nur das: Unter den Nutzern, die bereits CarPlay nutzen, bevorzugen sogar 85 % die Nutzung des Systems gegenüber dem nativen System des Fahrzeugs.
Dieser enorme Druck vom Verbrauchermarkt steht in scharfem Konflikt mit den strategischen Absichten der Automobilhersteller selbst und hat auch zu einer klaren Lagerspaltung in der globalen Automobilindustrie geführt.
Die Kernstrategie von Luxusmarken wie Aston Martin und Porsche besteht darin, die ökologischen Bedürfnisse ihrer Kunden zu erfüllen. Auch die Hyundai Group ist überzeugt, dass die umfassende Nutzung von CarPlay ihnen dabei helfen kann, mehr Kunden zu gewinnen.
Die „Traditionalisten“ werden von deutschen Luxusmarken und dem nordamerikanischen General Motors vertreten, die entschlossen sind, ihre eigenen Fahrzeugsysteme wie MB.OS und MMI zu entwickeln. Sie sind riesig, und ihr strategischer Druck kommt nicht nur von Apple, sondern auch aus dem Osten – angesichts der immer fortschrittlicheren Technologieprodukte chinesischer Konkurrenten müssen sie ihre eigenen Software-Technologiebarrieren aufbauen, um im intelligenten Wettlauf nicht überholt zu werden.

An diesem Punkt sind die Aussichten von CarPlay Ultra nicht mehr nur eine Frage davon, ob das Produkt gut oder schlecht ist.
Sein Aufstieg ist zu einem komplexen Spiel um Kontrolle, Marke, Daten und Geld geworden. Dieses Problem betrifft nicht nur Apple. Auch Google stieß bei der Vermarktung seines Android Automotive-Systems auf ähnlichen Widerstand.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen Wettbewerb zwischen der Technologiebranche und der traditionellen Automobilindustrie um die Vorherrschaft im „dritten Raum“ des Benutzers. Das Aufkommen von CarPlay Ultra ist zum Schlüssel zur Verschärfung dieses Branchenkonflikts geworden.
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