Lohnen sich externe GPUs im Jahr 2025 noch?
Externe GPUs (eGPUs) versprachen lange Zeit einen verlockenden Kompromiss: Mobilität, wenn man sie braucht, und Leistung auf Desktop-Niveau, wenn nicht. Doch da Laptop-GPUs immer schneller werden und KI-Workloads auf dedizierte NPUs verlagert werden, erscheint der Nutzen eines eGPU-Docks weniger eindeutig denn je.
Für Gamer und Kreativprofis, die an die besten dünnen und leichten Ultrabooks gebunden sind, bieten eGPUs weiterhin die Möglichkeit, ein bescheidenes Gerät in ein Grafik-Kraftpaket zu verwandeln. Thunderbolt 5 und die relativ neuen OCuLink-Schnittstellen bieten nun eine deutlich verbesserte Bandbreite im Vergleich zu ihren Vorgängern und reduzieren so Engpässe, die früher die Leistung externer GPUs beeinträchtigten. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle ursprünglichen Nachteile behoben sind.
Ein Beispiel hierfür ist Razers neu vorgestellter Core X V2 , der mit der neuesten Thunderbolt 5-Schnittstelle den aktuellen Stand der externen GPU-Technologie (eGPU) demonstriert. Dieses Upgrade erhöht die Bandbreite deutlich auf bis zu 80 Gbit/s in beide Richtungen (bidirektional) oder ermöglicht im „Bandwidth Boost“-Modus bis zu 120 Gbit/s für videointensive Aufgaben in die eine Richtung, während in die andere Richtung 40 Gbit/s beibehalten werden. Dank dieser Geschwindigkeiten arbeiten Desktop-GPUs über Kabel effizienter als je zuvor.
Der Core X V2 weist jedoch auch moderne Kompromisse auf: Er verzichtet auf das eingebaute Netzteil und die E/A-Anschlüsse früherer Modelle. Nutzer müssen daher ein eigenes Netzteil mitbringen und optional eine separate Dockingstation für 390 US-Dollar erwerben. Mit 350 US-Dollar ist er trotz seiner reduzierten Ausstattung auch teurer als sein Vorgänger. Darüber hinaus ist die Kompatibilität nun nur noch auf Windows-Geräte mit Thunderbolt 4/5 oder USB 4 beschränkt, während Apple Silicon Macs weiterhin nicht unterstützt werden.
Eines der größten Argumente gegen eGPUs im Jahr 2025 ist der sinkende Nutzen. Obwohl sie immer noch eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber integrierten Grafikkarten bieten, sind viele Premium-Laptops mit leistungsstarken dedizierten GPUs ausgestattet, die die meisten modernen Spiele mit akzeptablen Einstellungen und Auflösungen bewältigen können. Für Kreative ist die Grenze zwischen Desktop- und mobilen GPUs schmaler geworden, da Renderzeiten und KI-gestützte Workflows oft stärker durch CPU und Speicher als durch die reine GPU-Leistung beeinträchtigt werden.
Leistung: Vorteile und Einschränkungen
Selbst mit schnellen Thunderbolt-Verbindungen verlieren eGPUs im Vergleich zu einem internen GPU-Steckplatz etwas an Geschwindigkeit. PC Gamer führte eine detaillierte Leistungsanalyse von eGPU-Setups mit zwei modernen Grafikkarten durch, darunter eine RTX 4070 Ti und eine RTX 4090. Die Tests wurden mit vier verschiedenen Konfigurationen durchgeführt, darunter ein Thunderbolt-eGPU-Dock, ein OCuLink-eGPU-Dock, PCIe x8 und eine native Desktop-PCIe x16-Verbindung. Die Benchmarks wurden mit 1440p und Ultra-Einstellungen durchgeführt. Dabei wurden sowohl die durchschnittlichen Frameraten als auch die 1%-Tiefstwerte gemessen, um Frame Pacing und Ruckeln zu bewerten.
Die Ergebnisse der RTX 4070 Ti zeigten, dass Thunderbolt die mit Abstand limitierendste Konfiguration darstellte. Es lief etwa 25 % langsamer als OCuLink und zeigte deutliche Frame-Stotter und schwache 1 %-Tiefs. OCuLink schnitt trotz der ebenfalls auf vier PCIe-Lanes beschränkten Konfiguration deutlich besser ab und näherte sich in vielen Fällen Desktop-ähnlichen Durchschnittswerten an, wobei jedoch leichte Ruckler auftraten. Interessanterweise schnitt die PCIe-x8-Konfiguration nahezu identisch ab wie die volle PCIe-x16-Desktop-Nutzung, was beweist, dass acht Lanes für diese Mittelklasse-GPU ausreichend sind.
Bei unseren eigenen Tests des Minisforum DEG1 , einem 99 US-Dollar teuren Open-Air-eGPU-Dock mit OCuLink-Standard, haben wir festgestellt, dass es in der Praxis eine gute Leistung liefert und selbst in Kombination mit High-End-GPUs nur geringe Auswirkungen hat. In Kombination mit einer RTX 4080 Super liefen Cyberpunk 2077 und Returnal nahezu identisch zu einem Desktop-Setup, während anspruchsvolle Titel wie Red Dead Redemption 2 und Forza Horizon 5 einen Abfall von 12 % zeigten. Horizon Zero Dawn war mit einem Leistungsabfall von ~35 % die Ausnahme, übertrifft aber immer noch ältere eGPU-Systeme. In Benchmarks wie 3DMark Time Spy auf einer 4060 Ti erreichte das DEG1 je nach Host Grafikergebnisse zwischen ~9.600 und 13.500, wobei die PCIe Gen 4-Bandbreite bei etwa 6–6,7 GB/s gemessen wurde, was auf seine Fähigkeit hindeutet, den Großteil des Potenzials einer Karte in realistischen Szenarien zu erhalten.
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass eGPUs, insbesondere in Kombination mit High-End-GPUs, immer noch erhebliche Bandbreitenbeschränkungen aufweisen. Neuere Schnittstellen wie Thunderbolt 5 und OCuLink verbessern zwar die durchschnittliche Bildrate, doch Ruckeln bleibt ein erheblicher Engpass, der das Spielerlebnis beeinträchtigt. Daher empfiehlt es sich für eGPU-Nutzer, ihre Gehäuse mit Karten der oberen Mittelklasse zu kombinieren, die weniger durch die begrenzte Bandbreite beeinträchtigt werden und dennoch eine solide Leistung ohne die Nachteile von ruckelndem Frame Pacing liefern.
Kurz gesagt: Erwarten Sie von einem externen Setup etwa 70–80 % der Desktop-Leistung, und die Leistung nimmt mit zunehmender GPU-Größe ab. Wenn Sie die Ausgabe auf dem Laptop-Bildschirm statt auf einem externen Monitor planen, müssen Sie mit noch mehr Aufwand rechnen. Einige Tests haben gezeigt, dass der Leistungsverlust bei einem externen Display geringer ist, da die Daten nicht doppelt auf den Laptop übertragen werden müssen.
Kosten und Portabilität
Ein wesentlicher Nachteil von eGPUs ist der Preis. Das Gehäuse selbst kann Hunderte von Dollar kosten. Razers Core X V2 kostet allein 350 Dollar, ohne GPU und Netzteil. Viele ältere TB4-Gehäuse kosteten ebenfalls 200–400 Dollar. Dazu kommt eine Desktop-GPU, die allein schon ein Luxus ist, und in den meisten Fällen ein Netzteil, sofern das Gehäuse nicht mitgeliefert wird. Vergleichen Sie das mit dem Kauf eines neuen Gaming-Laptops oder kompakten Desktops für eine ähnliche Investition: Sie könnten ein Gerät mit bereits integrierter GPU ohne Latenzeinbußen erhalten.
Ein weiteres Problem ist die Portabilität. Ein eGPU-Setup ist alles andere als leicht und portabel, insbesondere wenn es die Installation einer vollwertigen Desktop-GPU ermöglicht. Sie würden es zu Hause oder im Büro andocken und nicht in einem Rucksack im Flugzeug mitnehmen. Im Gegensatz dazu enthält ein High-End-Gaming-Laptop seine GPU intern und benötigt nur ein Netzkabel. Einige Unternehmen haben wirklich portable eGPUs ausprobiert, zum Beispiel das ROG XG Mobile Dock von Asus. Während die vorherige Version einen proprietären Anschluss hatte, ist die neueste Variante auf TB5 umgestiegen , was die Kompatibilität mit einer größeren Anzahl von Geräten erweitert. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Asus das Dock nur portabel machen konnte, indem es GPUs der Laptop-Klasse anstelle der leistungsstärkeren Desktop-Gegenstücke einbaute.
Kompatibilitätsprobleme tragen ebenfalls zum Problem bei. Sie benötigen einen Thunderbolt- oder USB4-Anschluss mit entsprechender Unterstützung, wobei einige Windows-Laptops noch immer keinen Thunderbolt-Anschluss haben. Hot-Plugging wird auf PCs generell unterstützt, aber moderne Macs mit Apple Silicon unterstützen keine externen GPUs. Zudem können Treiberprobleme auftreten. Windows 11 kommt zwar mit vielen eGPUs besser zurecht als das ältere Windows 10, ist aber nicht fehlerfrei. Kurz gesagt: Eine eGPU ist ein Power-Up für Ihren Laptop, aber nur im angedockten Zustand. Sie müssen sich also damit abfinden, dass Sie im Grunde eine Desktop-GPU in einer riesigen Box mit sich herumtragen, plus einen weiteren Dongle für Anschlüsse, falls erforderlich.
Alternativen und Ausblick
Angesichts dieser Kompromisse suchen viele nach Alternativen. Laptops haben integrierte GPUs, die nicht ausgetauscht werden können. Daher ist der Kauf eines neuen Laptops mit einer besseren GPU oft einfacher als der Kauf einer eGPU. Mit jeder Laptop-Aktualisierung packen die Hersteller mehr GPU-Leistung in schlanke Geräte. Daher könnte sich ein Verbraucher für einen neuen Gaming-Laptop für 1500 Dollar entscheiden, anstatt Geld für eine eGPU für sein altes Ultrabook auszugeben.
Darüber hinaus sind Dienste wie Nvidia GeForce Now, Xbox Cloud Gaming und Amazon Luna ausgereift. Diese ermöglichen es Nutzern, AAA-Spiele auf jedes Gerät ohne lokale GPU zu streamen. Für Gamer mit guter Internetverbindung können Cloud-Dienste 4K mit 60–120 FPS mit minimaler lokaler Hardware liefern. Auch Kreativprofis stehen Cloud-Rendering-Optionen zur Verfügung (z. B. Blender oder Adobe Cloud Rendering). Der Vorteil ist, dass keine Hardware gekauft werden muss, sondern nur ein Abonnement abgeschlossen werden muss. Die Nachteile sind Latenz und schwankende Bildqualität, die für kompetitive Spiele oder Präzisionsaufgaben inakzeptabel sind. Für manche kann Cloud-Gaming jedoch eine eGPU oder sogar einen leistungsstarken PC vollständig ersetzen, insbesondere auf tragbaren Geräten wie Tablets.
Externe GPU-Docks sind eher eine Speziallösung als ein Massenmarkttrend. Sie waren nie so beliebt wie erhofft, und Fortschritte bei Laptop-Hardware und Cloud-Diensten haben ihre Attraktivität nur noch weiter gemindert. Dennoch sind sie nicht völlig ausgestorben. Für eine bestimmte Nutzergruppe, beispielsweise einen Linux-Mini-PC oder einen Windows-Handheld, könnte eine eGPU die einzige Möglichkeit sein, anspruchsvolle Spiele oder CUDA-Workloads auszuführen.
Letztendlich bleiben eGPUs ein Nischentool, das nützlich ist, wenn Sie bereits ein kompatibles Laptop und eine zusätzliche Grafikkarte besitzen, die Sie weiterverwenden möchten. Sie bieten einen klaren Vorteil (deutliche Steigerung der GPU-Leistung bei Bedarf), erfordern aber Kompromisse bei Kosten, Gewicht und Komplexität.
