Exklusives Interview mit iPad-Führungskräften: iPad und Mac waren nie eine Wahl zwischen den beiden
Die Transformation von iPadOS, warum ist sie erst heute erfolgt?
Im Gegensatz zur vorherigen Methode, mehrere Apps gleichzeitig mithilfe schwebender Fenster zu öffnen, können Benutzer mit Multi-Window in iPadOS 26 die Größe von Anwendungsfenstern beliebig anpassen, sie präzise platzieren und mehrere Fenster gleichzeitig öffnen. Das bedeutet, dass Sie mehrere Fenster öffnen und „von beiden Seiten aufnehmen“ können, genau wie bei einem Desktop-Computer.
In einem Exklusivinterview mit iFanr sagte Kurt Knight, Senior Director für Produktmarketing der Apple-Plattform, dass all dies nicht über Nacht erreicht wurde, sondern das natürliche Ergebnis der langfristigen Entwicklung der Software und Hardware des iPad sei.
Auf Desktop-Computern sind wir es gewohnt, Fenster mit Maus und Tastatur zu bedienen, und können leichte Systemverzögerungen tolerieren. Auf Touchscreen-Geräten zerstört jedoch selbst eine geringe Verzögerung das intuitive interaktive Erlebnis. Unter den technischen Voraussetzungen der Vergangenheit reichte die Leistung des iPads nicht aus, um bei komplexem Multitasking eine verzögerungsfreie Touch-Bedienung zu gewährleisten.
Die Leistung des iPads wurde deutlich verbessert, der Bildschirm ist größer und auch die Art und Weise, wie Benutzer es nutzen, hat sich geändert – immer mehr Menschen schließen externe Monitore an oder nutzen das iPad für anspruchsvolle Aufgaben. Die Kombination dieser Änderungen ermöglicht die wahre Form der Multi-Window-Funktion von iPadOS.
Eher wie ein Mac, fühlt sich aber immer noch wie ein iPad an
Um die Produktivitätsentwicklung des iPad voranzutreiben, hat Apple iPadOS nicht einfach in macOS verwandelt, sondern dessen Grenzen erweitert und gleichzeitig seine Einzigartigkeit respektiert.
Sebastien Marineau-Mes, Apples Vizepräsident für System Experience Software, erwähnte, dass der Mac ein Maus-basiertes Gerät sei, während das iPad auf Touch-Bedienung setzt. Deshalb hat Apple bei der Entwicklung der Fensterverwaltung von iPadOS einige Entscheidungen getroffen, die sich von denen des Mac unterscheiden:
Auch im geteilten Bildschirm können Benutzer auf iPadOS Fenster schnell und übersichtlich anordnen, indem sie sie mit ihren Fingern ziehen und verschieben.
Die Menüleiste befindet sich nicht wie beim Mac immer am oberen Bildschirmrand, sondern erscheint nur bei Bedarf. Nutzer können die Menüleiste einer Anwendung per Wischgeste oder durch Bewegen des Mauszeigers an den oberen Rand aufrufen. Optik und Funktionalität folgen der Tradition des Mac, werden aber den wertvollen Bildschirmplatz von Touch-Geräten noch lange nicht beanspruchen.
Die Menüleiste von iPadOS ähnelt zudem eher der Logik mobiler Geräte. Sie wird je nach aktuell aktiver Anwendung angezeigt: Sind mehrere Anwendungsfenster gleichzeitig geöffnet, zeigt das System die Menüleiste entsprechend der aktuell vom Benutzer verwendeten Anwendung an. Auf diese Weise wird bei gleichbleibenden Bediengewohnheiten wie beim Mac vermieden, dass auf Touchscreen-Geräten lange Bildschirmfläche belegt wird.
Sogar die klassischen rot-gelb-grünen „Ampel“-Fensterschaltflächen auf dem Mac wurden in einem für Touch besser geeigneten Stil neu gestaltet: Die dreifarbige Schaltfläche ist in ein ovales Symbol integriert, das sich durch leichtes Antippen des Benutzers auf eine für Fingerklicks geeignete Größe erweitern lässt.
Sebastien glaubt, dass der Kern des iPad-Erlebnisses in „Flexibilität“ und „Vielseitigkeit“ liegt.
Kurt sagte, Final Cut Pro sei ein gutes Beispiel. Obwohl viele Menschen an die Bedienung mit Tastatur und Maus gewöhnt sind, können Videobearbeitungsarbeiten an einer mobilen Workstation auch über andere Touch-Oberflächen erledigt werden. Mehrere Eingabemöglichkeiten ermöglichen diese Freiheit.
Mit anderen Worten: Bei einem berührungsbasierten Gerät mit geringer Präzision lässt sich die Interaktion über Tastatur und Maus leichter integrieren, bei einem Gerät mit hoher Präzision wie macOS hingegen kann nicht einfach die Berührungsfunktion hinzugefügt werden, um ein gutes interaktives Erlebnis zu gewährleisten.
Im Zuge der Produktivitätsentwicklung bietet iPadOS 26 auch eine Reihe von Funktionen für professionelle Anwender. Eine der wichtigsten Funktionen ist die Unterstützung von Hintergrundaufgaben. Wenn Benutzer zeitintensive Vorgänge wie das Rendern und Exportieren von Videos starten, wird die Aufgabe in der Benutzeroberfläche als Live-Aktivität angezeigt, sodass Benutzer den Fortschritt leichter verfolgen können.
Sebastien erwähnte, dass das iPadOS-System die Rechenressourcen von Vorder- und Hintergrundaufgaben intelligent entsprechend den Benutzeranforderungen plant. Der Kern dieser Planung besteht darin, eine reibungslose Benutzerinteraktion zu gewährleisten. Daher werden auf dem iPad keine anspruchsvollen Aufgaben ausgeführt, die das System einfrieren.
Ich habe gefragt, wie Sie „Produktivität“ definieren. Legen verschiedene Plattformen unterschiedliche Schwerpunkte auf die Produktivität?
Kurt antwortete, dass „Produktivität“ kein feststehendes Konzept sei, sondern sich mit der Zeit und den Nutzerbedürfnissen ständig weiterentwickelt. Jeder Nutzer hat eine andere Arbeitsweise, die unterschiedlichen Produktivitätsszenarien entspricht. Apple wird das iPad weiterhin mit neuen Funktionen ausstatten, um diesen neuen Nutzungsanforderungen gerecht zu werden.
„In meinen ersten Berufsjahren gab es manche Bedürfnisse wie das Aufnehmen von Podcasts und Videos fast gar nicht“, beklagte Kurt, „aber heute sind sie zu ganz normalen Trends und Bedürfnissen geworden.“
Aus diesem Grund hat Apple für iPadOS26 mehrere Funktionen eingeführt, die Podcast-Erstellern zugutekommen: Neue Audiofunktionen ermöglichen es Benutzern, das Audioeingabegerät bei der Aufnahme manuell auszuwählen und sogar für jede Anwendung unterschiedliche Mikrofone auszuwählen. Mit der lokalen Aufnahme können Benutzer den Bildschirm in jeder Videokonferenzanwendung direkt auf dem iPad aufzeichnen und qualitativ hochwertige Aufnahmen erstellen.
iPad und Mac: Es gibt nie eine Wahl zwischen den beiden
Zu der seit langem gestellten Frage „Ist Ihr nächster Computer ein Mac oder ein iPad?“ äußerte Sebastien seine Meinung:
Die Wahl zwischen Mac und iPad ist kein Entweder-oder. Viele Nutzer besitzen zwar nur ein Gerät, andere nutzen aber beide Geräte gleichzeitig. Wir möchten ihnen mehr Freiheit bei der Wahl des passenden Tools für ihre jeweilige Aufgabe geben.
Er sagte beispielsweise, dass im Bereich der Malerei die professionelle Anwendung Procreate das iPad zu einem unersetzlichen digitalen Zeichenbrett gemacht habe; und in speziellen Branchen wie der Luft- und Raumfahrt sei das iPad aufgrund seines tragbaren großen Multi-Touchscreens zu einem wichtigen Gerät für die elektronischen Flugtaschen von Piloten und für andere Zwecke geworden.
Dies sind Dinge, die der Mac nicht vollständig bewältigen kann. Und umgekehrt. Daher ist Apple mehr daran interessiert, wie die beiden Geräte zusammenarbeiten und ihre Stärken entfalten können, als einfach zu sehen, welches das andere ersetzt.
Eine ähnliche Ansicht habe ich vor vielen Jahren in einem Artikel zum Ausdruck gebracht:
Die Büromaterialien auf den Schreibtischen – Computer, Tastaturen und Mäuse – haben sich seit Jahrzehnten nicht verändert. Wir sind es gewohnt, 365 Tage im Jahr in einer Arbeitskabine zu sitzen, ein Notizbuch zu öffnen und mit der Maus zwischen Dokumenten, Registerkarten und Dialogfeldern zu wechseln.
Ob Arzt, Journalist, Anwalt, Musiker oder Architekt – für die meisten Menschen sind PC und Mac die einzige Wahl. Doch es gibt immer noch Menschen und Berufe auf der Welt, die auf Reisfeldern, in Bergtälern und am Himmel arbeiten.
Es gibt viele verschiedene Berufe auf der Welt, daher sollte es nicht nur eine Auswahl an Werkzeugen geben.
Außerhalb des Interviews geschrieben: Was genau ist ein „Computer“?
Als das iPad auf den Markt kam, dominierten Papier und Stift noch immer die Universitätshörsäle.
Jobs sagte, das iPad sei das dritte Gerät zwischen Mobiltelefon und Laptop. Auf dem Sofa sitzend, zeigte er der Welt die vielen Vorteile des iPads: im Internet surfen, E-Mails senden, Videos ansehen und Spiele spielen.
Nach seiner Veröffentlichung war digitales Publizieren das meistdiskutierte Thema der Branche. Das iPad brachte auch eine Reihe digitaler Lesetools und Zeitschriften in Mode, darunter Flipboard, Zite und natürlich den berühmten Pionier The Daily. Infolgedessen konnte das iPad das digitale Lesen nicht retten und die Position von Laptops nicht erschüttern. Es wurde zu einem „Couch“-Gerät für alle Altersgruppen degradiert.
In den letzten Jahren sind die Bildschirme von Mobiltelefonen immer größer geworden, während Laptops immer leichter wurden, sodass die Lücke zwischen den Geräten der mittleren Preisklasse kleiner geworden ist.
Der Wandel erfolgte 2015 mit der Veröffentlichung des iPad Pro durch Apple. Seitdem wird das iPad mit Produktivitätstools in Verbindung gebracht: einem größeren Bildschirm, Multitasking, Tastatur-Peripheriegeräten und einem Apple Pencil.
Viele Jahre später ist das iPad zu einem Lernwerkzeug geworden, das fast jeder in Hochschulklassen besitzt und das sowohl als Lehrmaterial als auch als Notizengerät dient.
Der Apple Pencil hat sich zum interessantesten Teil des iPad Pro-Ökosystems entwickelt. Als die erste Generation des Apple Pencil auf den Markt kam, war er lediglich ein optionales Zubehör. Heute ist dieser Stift ein vollwertiges Eingabegerät und erfreut sich insbesondere bei Studenten großer Beliebtheit.
Die Verbesserungen und Investitionen in das Pro-Modell erfolgen schrittweise. In den fünf Jahren seitdem hat das iPad Pro einen größeren Bildschirm, bessere Erweiterbarkeit, Chips, die genauso gut laufen wie Macs, eine Desktop-ähnlichere Benutzeroberfläche und ein zunehmend unabhängigeres Betriebssystem.
Die Komplexität des iPad liegt darin, dass Apple zehn Jahre damit verbracht hat, mit unvorstellbaren Produktfunktionen zu experimentieren, aber im Wesentlichen versucht, ein Problem zu lösen, das größer ist als das Produkt:
Der Maßstab war schon immer ein Desktop-Gerät, ein Computer. Aber was genau ist ein „Computer“?
Blogger MKBHD hat in seiner Rezension eine solche Szene festgehalten:
Er bat seinen jüngeren Bruder, der in die Grundschule ging, ihm den Computer zu geben. In diesem Moment lag sein jüngerer Bruder im Garten und tippte schnell auf dem iPad. Sein jüngerer Bruder spielte seit seiner Kindheit mit Tablets und hatte keine Ahnung von traditionellen Computerkonzepten wie dem Ein- und Ausschalten und dem Erstellen von Ordnern.
Dann drehte er sich um und fragte:
Was ist ein Computer?
Ich habe Kurt folgende Frage gestellt: Was genau ist ein „Computer“?
Kurt zeigte auf die Apple Watch an seinem Handgelenk und sagte, dass es sich dabei eigentlich um einen Computer handele. Heutzutage ist „Computer“ nicht mehr auf eine bestimmte Geräteform beschränkt, sondern Ausdruck einer bestimmten Fähigkeit.
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